Tonga 15. September 2017
Tonga - kleiner Inselstaat ganz groß
Kleiner Inselstaat mit großartigen Walen
Tonga - bis lang wusste ich nur, dass man dort mit Walen schwimmen kann. Natürlich hab ich einiges über Tonga gelesen, aber so richtig fügt sich das Puzzle erst zusammen, wenn man vor Ort ist. Das einzige Königreich in der Südsee. Darauf sind die TonganerInnen stolz. Überhaupt sind sie sehr traditionsbewusst und tragen auch im Alltag und zum Teil auch, wenn sie reisen, ihre traditionelle Kleidung. Es sieht aus wie ein längerer Gürtel oder gar Minirock, der über der Kleidung getragen wird. Dieser ist entweder geflochten oder besteht gar aus Matten. Das Volk ist dem König sehr wohl gesonnen, denn er sorgt dafür, dass alle Kinder bis 21 in die Schule gehen und dass es Krankenhäuser (obwohl einige Tonganer lieber einheimische Medizinmänner aufsuchen) und Behindertenwohnheime gibt. Den weiteren Königssohn, der eine Bürgerliche heiratete, mag das Volk noch mehr. Er verzichtete durch die Liebeshochzeit auf seine Thronfolge. Leider starb seine Frau nach einigen Jahren an Krebs.
Wert-volle Inseln
Auch der Premierminister ist gern gesehen. Er lässt den Dienstwagen abends stehen und geht zu Fuß nach Hause. Seinen Sohn hat er als rechte Hand eingestellt ohne ein weiteres Gehalt zu fordern. „Irgendwo muss man ja anfangen ist seine Devise“ für den hoch verschuldeten Inselstaat, der von China und Japan subventioniert wird (nicht ohne Gegenforderungen – eine Hand wäscht ja bekanntlich die andere!) – und auch die Neuseeländer haben eine enge Bindung zu Tonga. In Auckland gibt es eine große tonganische Gemeinschaft, denn die Perspektiven für junge Menschen oder gar Studierte sind auf den 178 (!) Inseln begrenzt. Die Familie hat einen großen Stellenwert und diese sind groß. Jeder, der noch so entfernt dazu gehört, kann seine Füße unter den großen Tisch stellen und wird mitversorgt. Die Gesellschaft ist getragen von folgenden Werten:
- Fefaka’aka’apa’ki – Respekt
- Feveitokai’aki – Teilen, Kooperieren, Erfüllen von allgemeinen Verpflichtungen
- Lototoo – Bescheidenheit und Großzügigkeit
- Tauhi vaha’a – Loyalität und Einsatz
Schwimmen mit Buckelwalen
Die Buckelwale sind sehr beliebt und eine wichtige Ressource für das kleine Land. Und eben einer der wenigen Orte, wo das Schwimmen mit den Walen erlaubt ist. Headquarter des Whale Watchings ist die Inselgruppe Vava’u. Auch auf der Inselgruppe Hapai ist dies möglich (man kann die anderen Inseln anfliegen oder mit der Fähre fahren).
Oder eben von der Hauptinsel Tongatapu aus – ab dem Hafen von Nuku’alofa. Die Boote sehen zum Teil alles andere als einladend aus, aber wenn man zu den Walen abtaucht, spielt dies vermutlich keine Rolle mehr.
Nicht alle Schweinchen haben Schwein
Die TonganerInnen essen für ihr Leben gerne und lachen auch gerne darüber! Sie essen mehrfach am Tag und nehmen jeden Anlass als Gelegenheit zum gemeinsamen Essen wahr – von Geburtstagen über Hochzeiten zu Beerdigungen. Hauptsache es gibt viel zu essen! Ihre Leibesfülle spiegelt dies gut wieder. Da fast alle Menschen auf den Südseeinseln genetisch die Disposition zu Diabetes haben, wäre eine gesunde Ernährung wichtig. Davon ist man allerdings weit entfernt. Besonders beliebt sind die Bauchspeckteile der Schafe aus dem Kiwi – Nachbarstaat, die dort keiner mehr essen will. Oder eben die kleinen Schweinchen, die überall frei herum laufen.
Prost auf die Kokosnuss
Wir mit unserer vegetarischen/veganen Ernährung haben uns wacker geschlagen. Meist buchen wir eine Unterkunft mit Küchenzeile, so dass wir uns ggf. selbst etwas zaubern können. Der Markt gibt nämlich einiges her. Allen voran: die frischen Kokosnüsse! Gibt es etwas Leckeres und Gesünderes auf der Welt als die Früchte des sogenannten Baum des Lebens?! Gleich gefolgt von den leckeren Apfelbananen, Papayas. Viele Gemüse und Kräuter waren auch zu finden und natürlich Kartoffeln, Süßkartoffeln, Yams, Taro und Brotfrucht Eine Einheimische berichtete stolz, dass die TonganerInnen in schweren Zeiten, z.B. nach einer Naturkatastrophe überleben können. Da sie eine bestimmte Yamswurzel ein ganzes Jahr in der Erde lassen können, diese muss nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt geerntet werden.
Südsee Relax Modus
Herrlich, dass auf dem Flughafen bei der Ankündigung des Fluges nach Tonga – RELAX –angezeigt wurde. Das ist auch der Hauptmodus der Menschen von Tonga. Schnell scheint es hier nicht wirklich zu geben – und schon gar nicht sonntags. Da steht die Zeit besonders still. Engagiert ist frau hauptsächlich in kirchlichen Angelegenheiten (egal mit welcher der unzähligen Ausrichtungen). Morgens um 5.00h (!) läuten die Glocken und wenig später hört man die Gesänge aus der Kirche.
Überhaupt haben wir viele Frauen im öffentlichen Leben und in vielen Positionen gesehen. Z.B. im Krankenhaus, wo wir hingingen, da Mana von einem Hund gebissen wurde. Es waren nur Frauen dort auf allen Posten zu sehen. Zum Thema Hund, da gibt es noch viel zu tun. Zu viele Hunde für diese kleinen Inseln. Aber wie so oft in solchen Ländern kümmert man sich noch nicht ausreichend umsie, z.B. um Sterilisationen.
Wir werden wohl als die Bikeshopper dort in die Geschichte Nuku’alofas eingehen. Wir waren die ersten 5 Tage mit dem Fahrrad unserer Gastgeber unterwegs. Die freundlichen Inseln, wie Herr Cook, dessen Spuren man in der Südsee scheinbar nicht entkommen kann, nannte, werden ihrem Namen durch die lächelnden Menschen und besonders die schönen Kinder sehr gerecht.
Begegnungen auf Augenhöhe
Und das Beste von allem: die Wale sind auch unglaublich freundlich. Für Mana und mich ist es klar, dass in den Gebieten, wo Menschen mit den Buckelwalen so interaktiv und nah sein können, entsteht etwas Neues. Eine Kultur der Interaktion, die beidseitig erwünscht ist. Wie bei den Grauwalen in Mexiko.
Respekt ist das Zauberwort, das den Teppich für jene magischen Momente und Begegnungen weben sollte. (Dann kann es ein fliegender Teppich werden! J)
In diesem Sinne…
Herzlichst, Susanne Braack