DIE VIER BERÜHMTEN FRAGEN VON OCEANO
AN KIM BADDELL, BUCKELWAL EXPERTIN, SAMANÁ
 
1. Wie sind Wale und Delfine in dein Leben gekommen?
 Damals als Kind, als ich in Kanada aufgewachsen bin, habe ich zu meiner Mutter immer gesagt:
 “ Ich möchte dort leben wo es warm ist, in den Skiurlaub fahren, einen Berg besteigen und eines Tages einen Wal berühren.“
 
 Ich lernte sehr früh zu schwimmen und später wurde ich zu einer NAUI Scuba Tauchlehrerin. Meine Faszination über die Weltmeere, hat mich dann 1983 nach Samana gebracht, wo ich im Wassersportbereich für ein Hotel tätig war. So entdeckte ich, dass jeden Winter von Januar bis Ende Mai, die Samana Bucht eine beliebte Destination war und nicht nur für Touristen, sondern auch für die Buckelwale! Ich habe zwar Buckelwale dann  immer nur mit meiner Fürsprache und meiner Leidenschaft berührt, aber die Buckelwale selber berühren mit Sicherheit alle unsere Herzen hier in Samana.
 
2. Welches war dein berührenstes Erlebnis mit Walen und Delfinen? Welche Eigenschaften faszinieren dich am meisten an diesen Tieren?
Ich denke, dass es das Erlebnis im Winter 2008 war, wo wir einen jugendlichen Buckelwal mit einigen Verletzungen auf seinem hinteren Rücken gesehen haben. Seine Schwanzflosse hatte er an die Oberfläche gelegt, so als ob er uns um Hilfe bitten würde. Wir entwickelten von diesem Moment an eine große Führsorge für den Wal und beobachteten ihn immer wieder in den folgenden Wochen. Diese Beobachtungen ermöglichten uns dann, seinen Heilungsprozess zu dokumentieren. Langsam begann er wieder mit seinem buckelwaltypischen Buckel abzutauchen, mit seiner Brustflosse aufs Wasser zu schlagen und seine Schwanzfloss zu zeigen. Das letzte Mal das wir ihn gesehen haben war im Mai, wo er von einem anderen jugendlichen Buckelwal begleitet wurde. An diesem rauen Nachmittag verabschiedeten sich beide von uns mit tollen Sprüngen. Danach haben wir sie nie wiedergesehen. Wir hoffen, dass er sicher angekommen ist und warten jedes Jahr darauf, dass er wiederkommt. Was mich besonders dabei fasziniert ist, dass wir die Wale als Individuen identifizieren können. Wir wussten, dass dieser kleine Wal ein Männchen war, der sich innerhalb von 6 Wochen, hier bei uns in der Bucht, selbst heilen konnte und sogar Freundschaft geschlossen hat. Danach ist er dann gesund wieder in den Atlantik geschwommen, um seine Migration in den Norden zu vollziehen. Jeder Wal ist anders und hätten wir diesen jungen Wal nicht als Individuum identifizieren können, hätten wir seine Genesung nicht begleiten können. Dieses Ereignis war wirklich großartig, persönlich und sehr berührend zu beobachten.


3. Wenn du der Präsident der Welt wärest, welche drei Gesetze würdest du sofort verwirklichen?

1. Ich würde den Konsum von Fleisch reduzieren und alle Länder auf eine pflanzliche Ernährung beschränken.
2. Ich würde allen wilden Tieren - und auch Haustieren - Persönlichkeitsrechte zusprechen, damit sie in ihrer  für sie typischen Umgebung leben können – in Frieden mit den Menschen.
3.  Ich würde das Benutzen von nicht recycling  fähigem Plastik und Styropor verbieten, genauso wie den Verkauf von Wasser in Plastikbehältern.   
 
Welche Botschaft hast du für unsere Leser?
Heutzutage,  wo die Bedrohung der Meeresbewohner durch den Klimawandel, die Technisierung der Fanggeräte, die Schiffskollisionen sowie durch die Verschmutzung der Meere besonders in den Vermehrungsgebieten einen immensen Druck auf die Tiere ausübt und dem Ganzen auch noch Walfang unter dem Deckmantel der Wissenschaft und auch den der indigenen Völker hinzufügen, ist für mich unvorstellbar
 
Meine Botschaft war schon immer, dass nachhaltiges Whale Watching eine umsetzbare wirtschaftliche Alternative zum Walfang ist.  Nachhaltiges Whale Watching ist eine nicht tödliche und eine viel nachhaltigere Nutzung unserer wundervollen Ressourcen. Wenn man Meeressäuger auf der ganzen Welt beschützen möchte, sollte man überall,  wo man in den Urlaub fährt, Wale und Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. So gibt man den örtlichen Gemeinschaften und der Wirtschaft einen Grund, Wale und Delfine langfristig zu schützen.
 


NEULAND

 

Ankommen in einem neuen Land. In der Dominikanischen Republik sind wir noch nicht gewesen. Aus dem Flugzeug fallen die grünen Berge ins Auge. Bislang kamen mir immer lange Strände in den Sinn, wenn ich an die Dominikanische Republik dachte. Aber klar, die häufigen tropischen Regenschauer machen das Land grün. Und was die Kakteen der Baja sind, sind hier die Kokospalmen. Unzählbar! Wir sind – wie könnte es anders sein – wegen der Wale hier. Genauer gesagt, wegen der Buckelwale. Wir sprechen über die Atlantische Population. Bis jetzt kennen wir nur die Pazifischen Buckelwale mit ihren dunklen Brust-flossen. Jetzt möchten wir die Atlantischen Buckelwale mit den weißen Flippern kennenlernen… So viel vorweg. Wunderschön schimmern sie türkisfarben unter Wasser. Zum Verlieben!

 

Augen auf im Straßenverkehr

 

Vor unserer Silver Banks Woche geht es ein paar Tage auf die Halbinsel Samaná. Vom Flughafen sind es 150 km nach Santa Barbara de Samana, wo wir über Air BnB ein Zimmer gebucht haben. Also in Deutschland wäre man in 1,5 Stunden vor Ort.

Nicht so in der Dominikanischen Republik. Denn die Straße besteht aus wilden Schlaglöchern und Speedbreakern. Dazu findet das gesammelte Karibische Leben am Straßenrand statt und unzählige „Motos“ (Mopeds) sind mehr oder weniger qualmend und laut unterwegs. Mana hält sich tapfer! Die erste Kokosnuss und Avocado - am Wegesrand eingekauft - sind in jedem Fall super lecker. Wir schaffen es gerade vor dem Dunkel-werden in Santa Barbara de Samaná, der größten Stadt auf der Halbinsel anzukommen. Niemand kennt unser Hotel. Irgendwie landen wir dann doch nach einer Weile bei Einbruch der Dunkelheit dort. Es thront hoch oben über dem Ort Samaná mit einem schönen Blick über Grün und die Bucht. Es scheint für die Zukunft gebaut.  Zurzeit sind wir die einzigen Gäste. Die starke tropische Feuchtigkeit macht uns in den ersten 1,2 Tagen etwas zu schaffen.

 

Dornröschen-Schlaf?

 

Die Halbinsel Samaná hat noch etwas Verschlafenes in meinen Augen und durchaus sehr schöne Plätze und Anlagen, wo man Traumurlaub genießen kann. 

 

Am nächsten Morgen – nach einem Obstfrühstück auf der Terrasse - orientieren wir uns erstmal, wo wir hier gelandet sind. Unsere Whale Watching Tour ist für den übernächsten Tag geplant. An den Ufern findet man immer wieder viel Plastik. Nicht nur aus dem eigenen Land sondern auch durch Strömungen angetrieben. Hier gibt es noch viel zu tun! Rechts oben, die Brücke, die ins Nirgendwo führt - für alle, die dort schon einmal hinwollten ;-). Wir trinken die tägliche Kokosnuss und sitzen ein wenig am Ufer, wo die zahlreichen Whale Watching Boote ablegen. 43 sind es an der Zahl!

 

Kim, eine Pionierin

 

An die 1000 Buckelwale kommen jeden Winter ab Dezember in die Bucht von Samaná. In den Spitzenzeiten  (Februar) sind vermutlich 250 Tiere in der Bucht.

1985 begann Kim Beddall, eine Kanadierin, hier mit dem Whale Watching. Nicht als Biologin - sondern als Quereinsteigerin -  ist ihre Firma heute unbestritten die Nummer Eins am Platze, was professionelles und respektvolles Whale Watching angeht.

 

 

Endlich wieder aufs Meer

 

Am Mittwoch geht es dann aufs Meer – wir haben Glück! Das Meer ist sehr ruhig an diesem Tag. Wir werden von Fatima, die einige Jahre für OCEANO gearbeitet hat, verwöhnt und haben schon Plätze reserviert bekommen. Wir freuen uns sie hier wieder zu sehen! Die Ausfahrt ist spannend, denn zunächst lauschen wir einem Sänger über das Unterwassermikrofon. Die Songs der Buckelwale erzeugen bei mir immer wieder eine Gänsehaut. Nein, man weiß nicht 100% warum sie singen. Tatsache ist, dass nur die Männchen in den Paarungsgebieten singen. Was nicht heißt, dass Weibchen keine Töne von sich geben. Die sind allerdings ganz anders geartet. Dann haben wir eine Herzschmerz-Begegnung. Wie schon in den fortlaufenden Reisenotizen beschrieben.

 

Herzschmerz - Eintrag aus den fortlaufenden Reisenotizen

 

Unsere erste Whale Watching Tour in der Dominikanischen Republik mit Whale Samaná fand bei sehr ruhigem Meer statt und kaum waren wir im Walgebiet, trafen wir auf ein einzelnes Männchen mit langen Tauchzeiten, was darauf hindeutete, dass er mit singen beschäftigt war. Dies übertrug das Hydrophon dann sehr beeindruckend an Bord. Es ist immer wieder Gänsehaut pur den komplexen Walgesängen live zu lauschen. Später wurde dann ein „Baby Blas“ gesichtet. Dieses sehr junge Kalb wurde am 12.03. das erste Mal gesichtet – ohne Mutter. Im Gegenteil ein Wal versuchte es loszuwerden, in dem der Wal mit Flossen schlug. Am nächsten Tag wurde es noch einmal gesichtet mit einem anderen vermutlich weiblichen Wal. Das Kalb sieht sehr mitgenommen und verletzt aus.

Offensichtlich zeigt es Spuren von „Entanglement“, d.h. es war in Fischernetze verwickelt/verfangen. Wo ist seine Mutter? Wie konnte es sich befreien? Hat seine Mutter das Tier verstoßen, weil es zu schwach war? Fragen über Fragen… heute 2 Tage später ist es immer noch relativ energetisch unterwegs, obwohl es ja keine Milch bekommt. Es hat keine sensorischen „Knubbel“ mehr auf dem Kopf, die Rückenfinne ist verletzt und rosa, Zeichen einer Infektion. An der Schwanzflosse zeigt sich nekrotisches Gewebe, dieses ist eher gelblich.  Heute versuchte der kleine Wal ein anderes Weibchen zu „adoptieren“ und schwamm mit ihr. Doch ganz offensichtlich hat sie ihn nicht angekommen. Es wurde natürlich alles dokumentiert, um es der Umweltbehörde zu melden. Zum Glück kommt es in diesen Gewässern selten vor, dass Wale sich in Netzen verfangen. Weltweit ist dies allerdings ein großes Problem für Wale. Dieses Kalb hat keine Überlebenschance, wenn nicht - wie durch ein Wunder - seine Mutter auftaucht. Herz-zerreißend!

 

Whale Watching am Limit

 

Ich habe später noch einmal nachgefragt, ob das es weitere Sichtungen gab, doch das mutterlose Kalb wurde in den nächsten Tagen nicht mehr gesehen…

 

Nach der Tour lädt Kim uns zum Essen ein – in ihr Hundeheim. Sie ist nicht nur auf dem Meer engagierte Tierschützerin! In ihrer Stadtwohnung sowie auf ihrer Farm etwas außerhalb leben 50 Hunde und unzählige andere Tiere.

 Sie erzählt von der Situation vor Ort. Ich  frage sie nach ihrem Wunsch für die Wale von Samana. Sie sagt, dass sie sich wünscht, dass nur noch 25 Bootslizenzen vergeben würden.  Also nach und nach die Whale Watching Lizenzen runter reguliert würden. Ein Problem ist wohl auch, dass die Zwischenhändler in den Hotels so viel am Verkauf der Whale Watching Touren verdienen, d.h. bei den eigentlichen Bootsbetreibern nicht mehr viel ankommt und dadurch ein großer wirtschaftlicher Druck entsteht.

 

Kims Organisation Whale Samana bietet auf jeden Fall sehr professionelle und kompetente Whale Watching Touren an, die man nur zu gerne weiter empfiehlt. Bemerkenswert ist auch wie geschult Kims Auge ist, das Verhalten der Wale zu lesen. Hier kann man auch sicher sein, dass sich an die durchaus bestehenden örtlichen Regulationen - immerhin gibt es welche ! - gehalten wird.

 

CEBSE, die örtliche NGO

 

Das kleine Zentrum von Cebse in Samana Town bildet Guides aus, arbeitet mit der Tourismusindustrie. Ihr Ziel ist es den Tourismus und seinen wirtschaftlichen Nutzen für die Bevölkerung auszubauen und gleichzeitig die Ressourcen und die Umwelt zu schützen.

 

Und die gemeinnützigen Organisationen haben es in Ländern wie der Dom. Rep. nicht leicht. Da haben sie ihr ganzes weniges Geld jemanden anvertraut, damit sie eine Website erhalten und was passiert? Das Vertrauen wird missbraucht, da die Person/Firma mit dem Geld „durchgebrannt“ ist und die Organisation nun keine weiteren  finanzielle n Mittel hat, um „mal eben“ jemand anders zu engagieren. Die Daten, die Kim und ihr Team während jeder Tour nehmen, werden an die Organisation CEBSE zur Auswertung weitergereicht. Bildung ist das wie so oft das A & O. Im Surferort Cabarete steht seit 3 Jahren eine neue und moderne Schule leer, angeblich fehlen nur ein paar Klos – alles andere ist vorhanden. Sie wird einfach nicht eröffnet.  Der Staat scheint kein Interesse an Bildung seiner Bevölkerung zu haben.

 

Darf ich vorstellen: